Raum und Wirtschaft

Ballwil (LU)

Herausforderung

Aus der 2012 im Rahmen der Erarbeitung des Siedlungsleitbildes mit der Bevölkerung durchgeführten Zukunftskonferenz ging hervor, dass das Dorfzentrum Ballwil zu entwickeln sei. Historisch ist das Dorfzentrum – als Bezugspunkt verschiedener Weiler – in Ballwil sehr klein und beschränkte sich auf eine Strassenkreuzung mit Gasthaus, den angrenzenden Bereich der Kirche und wenige Bauernhöfe. Um die Zentrumsentwicklung voranzutreiben hat die Gemeinde im Siedlungsleitbild von 2013 die Konkretisierung über einen Masterplan vorgesehen. Dieser soll die weitere Entwicklung des Dorfzentrums lenken. Die Fallstudie des Modellvorhabens wurde mit dem Ziel lanciert, den Masterplan in Zusammenarbeit mit Planungsexperten und in enger Abstimmung mit der betroffenen Eigentümerschaft zu erarbeiten.

Prozessdesign

Zur Erarbeitung des Masterplans wurde ein informelles Partizipationsverfahren mit den GrundeigentümerInnen aus dem Perimeter des Dorfkerns gestartet. Mit der Eigentümerschaft der Zentrumsparzellen wurden insgesamt drei dialogische Veranstaltungen im Zeitraum von Juni 2014 bis Mai 2015 durchgeführt. Die Ausarbeitung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit einem Planungsbüro und einem Architekturbüro (siehe Steckbrief).

Nach ersten ortsbaulichen Analysen des Dorfzentrums folgte ein Workshop mit den GrundeigentümerInnen, an dem die Qualitäten und Entwicklungsmöglichkeiten des Dorfzentrums aus Sicht der EigentümerInnen ermittelt wurden. Es wurden gemeinsame Vorstellungen zur künftigen Entwicklung des Dorfkerns diskutiert. Im Rahmen der Aufarbeitung der Inputs aus dem ersten Workshop, wurden Entwicklungsvarianten für das Dorfzentrum erarbeitet und an einem zweiten Workshop mit den EigentümerInnen erneut zur Diskussion gestellt. Nach dem Feedback der zweiten Mitwirkungsveranstaltung wurde der Masterplan finalisiert und an einer Informationsveranstaltung den GrundeigentümerInnen und der weiteren Bevölkerung von Ballwil präsentiert.

Szenarienentwicklung

Im Rahmen der ersten Mitwirkungsveranstaltung mit den GrundeigentümerInnen aus dem Perimeter des Dorfzentrums wurden die Potentiale einer Dorfkernentwicklung, sowie die kritischen Situationen und Entwicklungen im Dorfzentrum diskutiert, z.B. in Bezug auf den Verkehr, die Themen Lärm und Sicherheit, die Parkierung oder den Freiraum. Ausserdem wurde mit den EigentümerInnen besprochen, welche Nutzungen sie sich im Dorfzentrum vorstellen könnten und wie die Gestaltung des Zentrums sein sollte, damit man sich gerne darin aufhält.
Impressionen aus der ersten Mitwirkungsveranstaltung mit den GrundeigentümerInnen

Wie die Impressionen aus der Veranstaltung zeigen, wurde dabei sehr frei vorgegangen, ohne vorgängige Entwürfe der involvierten Fachleute. Die Wahrnehmung der GrundeigentümerInnen aus dem Perimeter stand im Vordergrund und floss im Nachgang zu der Mitwirkungsveranstaltung in die Erstellung der Entwürfe ein.

Vision für die Entwicklung des Dorfzentrums (Lengacher Emmenegger AG)

Grundhaltungen, Vision und Entwicklungsoptionen

Auf Basis der Inputs aus der ersten Mitwirkungsveranstaltung wurde eine erste Vision zur Entwicklung des Dorfzentrums mit verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten erarbeitet sowie Grundhaltungen formuliert, welche an der zweiten Mitwirkungsveranstaltung vorgestellt und wiederum den GrundeigentümerInnen aus dem Perimeter zur Diskussion gestellt wurden. Vorgestellt und diskutiert wurden Grundhaltungen zur künftigen Entwicklung, die generelle Vision für die Entwicklung des Dorfkerns und die sogenannte „Entwicklungsbox“, welche für verschiedene Handlungsräume im Perimeter mehrere mögliche Entwicklungsoptionen aufzeigt, über die zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden kann.

Prinzip der Entwicklungsbox mit verschiedenen Handlungsfeldern und Entwicklungsoptionen (Planteam S AG)

Planungsinstrument und weiterer Prozess

Als Planungsinstrument wurde der «Masterplan Dorfzentrum Ballwil» erstellt, welcher 2015 vom Gemeinderat beschlossen wurde. Der Masterplan enthält 20 Grundhaltungen, welche bei der künftigen Entwicklung des Dorfzentrums zum Tragen kommen sollen. Sie dienen somit auch als Qualitätskontrolle für geplante Entwicklungsschritte. Die Grundhaltungen behandeln Themen wie das Ortsbild, den öffentlichen Raum, zentrumsbildende Nutzungen, den Verkehr und die Erschliessung, die Parkierung und die Finanzierung. Der Hauptteil des Masterplans besteht aus der Entwicklungsbox, in der für acht Handlungsfelder, in die der Perimeter aufgegliedert wurde, zwei bei drei umsetzbare Entwicklungsoptionen vorgeschlagen werden. Der Entscheid über die Auswahl einer oder mehrerer sinnhafter Entwicklungsoptionen wird zu gegebenem Zeitpunkt von verschiedenen Akteuren (Gemeinde, private Eigentümerschaften) getroffen. Die Entwicklungsbox zeigt zudem die Abhängigkeit der Varianten voneinander auf, und macht ein Vorschlag für die nächsten Verfahrensschritte.

Ballwil_Tabelle
Ausschnitt aus der Entwicklungsbox des Masterplans Dorfzentrum Ballwil

Im Anschluss an das Modellvorhaben wurde eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, welche der Bevölkerung Ende 2016 vorgestellt wurde. Ausserdem werden mit allen direkten Anwohnern Gespräche geführt. Nach Abschluss der Ortsplanungsrevision soll, nach Möglichkeit, ein Bebauungsplan über das Gebiet der Machbarkeitsstudie erarbeitet werden.

Steckbrief

Auftrag: Gemeinde Ballwil; Dienststelle Raum und Wirtschaft (rawi), Kanton Luzern 
Dauer:  Mai 2014 – Mai 2015
Aufgabe:  Zentrumsentwicklung
Instrument im Modellvorhaben:  «Masterplan Light» mit Entwicklungsbox
Vorgelagerte Verfahren: Siedlungsleitbild 
Im Modellvorhaben: Masterplan Dorfzentrum Ballwil
Anschliessende Verfahren:

Immobilienstrategie
Der Gemeinderat hat in einer Immobilienstrategie aufgezeigt, welche Investitionen in den kommenden Jahren in bereits bestehende Immobilien zu erwarten sind und wann welche Ziele aus dem Masterplan angegangen werden könnten.

Machbarkeitsstudie
Mit der im Masterplan aufgezeigten Machbarkeitsstudie hat der Gemeinderat die Möglichkeiten im Dorfzentrum evaluiert. Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie wurden an der Gemeindeversammlung im Dezember 2016 präsentiert. In den nächsten Schritten wird die öffentliche Mitwirkung zur erforderlichen Revision der Ortsplanung beginnen und ein Bebauungsplan erarbeitet werden.

Partizipative Methoden:  

Konsultation der Eigentümerschaft

  • Zwei Konsultations- und Mitwirkungsveranstaltungen (Workshop-Methode: angepasstes World-Café):

Im Dialog mit den GrundeigentümerInnen wurden…

  1. … die Ausgangslage, die verschiedenen Sichtweisen sowie die Ideen zur Entwicklung des Dorfzentrums (Potenziale und Risiken) diskutiert und analysiert.
  2. … aus verschiedenen Perspektiven Grundhaltungen erarbeitet, sowie die Entwicklungsvarianten des Masterplans (Entwicklungsbox)  diskutiert und ein Feedback entgegengenommen.
  • Individuelle Gespräche der Gemeinde zur Sondierung der Eigentümerinteressen / -motivation mit den Eigentümer/Innen, die nicht an den Veranstaltungen teilnehmen konnten.

Information der Eigentümerschaft und der Bevölkerung

  • Abschlussveranstaltung (mit Diskussion und bilanzierendem Feedback) mit der Eigentümerschaft.
  • Gesprächsorientierte Informationsveranstaltung für die Bevölkerung (Präsentation und Erläuterung des Masterplans mit Diskussion in Themengruppen) vor der Verabschiedung des Masterplans durch den Gemeinderat.
Involvierte Externe: Architekturbüro Lengacher Emmenegger Partner AG
Planungsbüro Planteam S

Weiterführende Informationen, Links und Dokumente

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